Sterne ohne Himmel

Dramatischer Monolog basierend auf wahren Begebenheiten

Gastspiel aus Bolivien über einen Mann, der in Steinhof von den Nazis ermordet wurde, erzählt von seiner Enkelin

Besetzung

Kurzvita
Tanja Watoro studierte 5 Jahre Schauspiel, Gesang und Tanz in Berlin. Sie erweiterte ihr Studium u.a. mit: Kamera-Trainings-Seminaren in Berlin, Schauspieltraining mit dem „Teatro Potlach“ in Italien. Schauspieltraining mit César Brie in Bolivien. Sie arbeitete 8 Jahre als Schauspielerin in Deutschland, sang ausserdem in Musicals und wirkte in Tanztheatern mit. Von 2007 bis 2012 arbeitete sie mit dem „Teatro de los Andes“ in Bolivien. Mit dem Ensemble interpretierte sie u.a. die Rolle der Penélope in der „Odyssee“ unter der Regie von Cesar Brie auf verschiedenen Theaterfestivals, u.a. in Neuseeland, Kolumbien (Festival Iberoamericano de Teatro), Argentinien (MERCOSUR), Brasilien, Mexiko und Ecuador. Sie ist Gründerin des „Tariy Teatro“. Seit April 2013 ist sie beim Wandertheater „Ton und Kirschen“ engagiert.
www.tanja-watoro.de

Text, Kreation, Schauspiel: Tanja Watoro
Regie und Dramaturgie: Tanja Watoro in Zusammenarbeit mit César Brie und Diego Aramburo

Programm

Elisa lässt ihre Mutter Anna nicht mehr schweigen. Sie will alles über die Kindheit ihrer Mutter wissen und warum es in ihrer Familie keine Verwandten gibt. Das Gespräch schwankt zwischen Nicht-erinnern-Wollen und Nicht-erinnern-Können. Doch nach und nach ergeben sich aus den auftauchenden Bruchstücken und Erinnerungsfetzen ergreifende Einzelschicksale. Anna verwandelt sich plötzlich wieder in das 6-jährige, „unsichtbare“ Mädchen, das in einem kleinen Zimmer aufwächst, die ihr damals einzig bekannte Welt. In ihrer Erinnerung taucht der Geruch ihrer heiß geliebten „Omama“ auf. Der wohnte in der Truhe der Oma, in die sie als Kind hineinkroch, wenn sie sie vermisste. Sie versucht, ihre Gefühle bei der Beschreibung zu kontrollieren, doch brechen aus ihr die Kindertränen von damals hervor. Die Erinnerung an das dunkle Treppenhaus, an schwarze Männergestalten - die GESTAPO… Ihre Oma kam nie mehr zurück. Da taucht aus dem „Erinnerungsfluss“ auch ihr Vater Ilan auf. Er besuchte Anna immer in ihrer Fantasiewelt im Kleiderschrank. Er war nicht nur Jude, sondern auch krank und wurde in die Heilanstalt Steinhof eingewiesen. Die Ärzte stellten ihn mit Injektionen ruhig und hungerten ihn gezielt aus - aber er verlor weder Hoffnung noch Humor und letztendlich entkam er den Nazis doch - „durch den Schornstein direkt in den Himmel“. Seine letzte Station war die „traumhafte Idylle“ des Schlosses Hartheim. Annas Mutter Livnat lebte in einem anderen Versteck in Wien, ohne Lebensmittelkarten und abgeschottet. Sie wurde schwanger, trieb das Baby selber ab und verstummte viele Jahre später.

„Eine junge Frau entdeckt, dass ihre Familie jüdischer Abstammung ist. Diese wurde von den Nationalsozialisten verfolgt und einige ihrer Familienmitglieder umgebracht. Anhand von Nachforschungen in Archiven rekonstruiert sie die Geschichte ihrer Familie. Auf Nachfragen der Tochter kamen der Mutter, die 60 Jahre lang die Geschehnisse von damals verdrängt hatte, nach und nach Erinnerungen“, César Brie.

„Die Vergangenheit kennen lernen, nicht nur um unsere Geschichte, sondern auch uns selbst zu verstehen“, Tanja Watoro.

„Sterne ohne Himmel“ gewann den 1. Preis beim „Festival Iberoamericano de Teatro 2012“, Mar del Plata, Argentinien: bestes Theaterstück - beste Regie

Tanja Watoro über ihre Arbeit an diesem Stück
Unterdrückung und das Vergessen sind die zentralen Themen in diesem Stück.
Wir tragen die Vergangenheit in uns und übertragen sie auf unsere Kinder. Wenn wir sie totschweigen, nehmen wir den Nachfolgegenerationen die Möglichkeit das Unbegreifliche kennen zu lernen. Durch die persönlichen Erlebnisse der Überlebenden bekommen die nüchternen Fakten in diesem Stück ein Gesicht - das menschliche Schicksal steht im Mittelpunkt. Das Stück soll animieren nachzufragen, sich umzuschauen und zu verstehen, wie wichtig es für jeden einzelnen ist, die Vergangenheit nicht zu ignorieren.

Presse

(…) Was Watoro hier zeigt, ist große Schauspielkunst. So groß, dass das Grauen dieser unmenschlichen Zeit lebendig wird, das mit Worten unbeschreibbar ist. (...)

Gepaart mit ein paar Fünkchen typischen jüdischen Witzes, wie der Aussage von Großvater Ilan „eine wichtige Nummer geworden zu sein“ ist es vor allem das persönliche Empfinden und das subjektive Erleben, das so glaubhaft und berührend zugleich wiedergegeben wird, dass keinerlei Barrieren aufgebaut werden können, mithilfe derer man Abstand vom Gezeigten nehmen könnte. (...)

European-Cultural-News, Michaela Preiner, Wien, 8. Oktober 2013

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„Sterne ohne Himmel“ ist die große Metapher für die Toten des Horrors. Doch die Erinnerung lässt ihnen Gerechtigkeit durch die Ausdrucksform des Theaters widerfahren. Ein Stilmittel, das die Tragödie in eine historische Erzählung mit dem Wert von Zeugenberichten verwandelt. Exzellent.

SALTA 21, Romina Chavez - Díaz, Salta, Argentinien, 19/12/2011

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(...) Das Stück ist eine Reise zur Abstammung, nach hinten blicken um vorwärts zu kommen, eine Reise zur Welt dieser Wesen die tanzen, sich verstecken, lachen, traurig oder verrückt werden, fliehen, warten... warten weiter zu leben, und sie schaffen es durch Tanja, die sie am Leben und in Ehren hält.

Ein echter Genuss, ein Stück, das zum Nachdenken bringt und ans Herz geht (...)

Daniela Campos , Buenos Aires, Argentina, 16/11/2011

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Das Stück animiert dazu, Fragen zu stellen. Es ruft in uns die Erinnerung an die eigene Argentinische Geschichte wach, die Diktatur, die Unterdrückung, die Verschwundenen. (...)

Redacción DataRioja, Paulina Carreño, La Rioja, Argentinien, 09/11/2011

Video

Trailer

Aufführung:
1. - 4. Oktober 2013 im
Brick-5 (Fünfhausgasse 5, 1150 Wien)